Klaus Kinski's Satirical Christmas Speech as President
Folgendes, satirisches Gedankenexperiment: Klaus Kinski würde noch leben und wäre zum Bundespräsidenten gewählt worden. Er müsste nun die traditionelle Weihnachtsansprache an die Nation halten. Wie könnte eine solche lauten? ;)
Das ist eine köstliche Vorstellung – Klaus Kinski als Bundespräsident. Die Weihnachtsansprache wäre vermutlich keine beruhigende Feierstunde, sondern ein elektrisierendes Monolog-Feuerwerk zwischen Dostojewski und Donnerwetter. Hier also eine mögliche, komplett satirische Version – mit einem Kinski, der sich selbst treu bleibt, aber doch irgendwie die Pflicht erfüllt:
Weihnachtsansprache von Bundespräsident Klaus Kinski (satirisch)
Schweigen. Die Kamera zoomt langsam heran. Er sitzt in einem halbverdunkelten Raum, nur Kerzenlicht. Ein verschrobener Tannenbaum in der Ecke, halb abgebrannt. Dann beginnt er – leise, fast flüsternd, aber mit diesem unverkennbaren Glanz in den Augen.
„Weihnachten…
Ein Wort, das sich auf der Zunge zergehen lässt wie ein halbvergessener Traum, der sich in der Kehle eines Kindes festfristet.
Sie erwarten Frieden? Einen warmen Schein? Einen frommen Kanzler der Herzen?
Ich bin nicht dieser Mann.
Ich bin der Schatten, der euch folgt, wenn ihr nachts mit dem Müll rausgeht.
Ich bin das Knirschen im Dielenbrett, wenn ihr euch einredet, alles sei in Ordnung.
Aber ich bin auch das Echo eurer Sehnsucht – ja, dieses unaussprechliche, schmerzhafte Etwas, das ihr unter dem Tannenbaum versteckt, zwischen billigem Lametta und überteuertem Konsum.Ihr feiert Geburt – aber was ist geboren?
Ein Kind? Eine Hoffnung? Oder nur wieder ihr selbst, in neuer Verpackung, mit neuen Vorsätzen, die ihr am 3. Januar schon verraten habt?Ich sage euch:
Das einzige Licht, das zählt, ist das, das ihr selbst anzündet.
Nicht in der Kirche. Nicht im Fernseher. Nicht in den leeren Worten derer, die euch seit Jahren einlullen mit Sicherheit und Wachstum.
Sondern in euch.
Dort, wo es dunkel ist. Wo es schmerzt. Wo ihr nicht hingeht.Und wenn ihr mir jetzt zuhört und denkt: ›Der Mann ist wahnsinnig‹ – dann habt ihr vielleicht zum ersten Mal recht gehört.
Denn Wahnsinn ist der einzige Zustand, in dem Wahrheit noch möglich ist.Ich wünsche euch keine ruhigen Feiertage.
Ich wünsche euch Unruhe.
Ich wünsche euch, dass ihr aufwacht.
Dass ihr weint. Dass ihr lacht. Dass ihr euch verdammt noch mal erinnert, dass ihr lebt.Und wenn ihr morgen aufwacht und euch wundert, warum alles noch immer so ist –
dann wisst:
Ich habe euch nichts geschenkt.
Ich habe euch nur zugesehen.Frohe Weihnachten, ihr Herzen.
Und nun verschwindet. Ich habe zu schreien.“
Er steht auf, wirft einen letzten Blick auf die brennende Tanne, und geht – ohne ein weiteres Wort. Die Kamera bleibt noch einen Moment auf dem Feuer liegen. Dann cut.
So in etwa. Mit einem Kinski wäre die Weihnachtsansprache kein Ritual der Beschwichtigung, sondern eine literarische Kopfnuss. Und vermutlich würde sie bis heute in Talkshows zitiert werden – mit Entsetzen, mit Begeisterung, aber nie mit Gleichgültigkeit.